Samstag, 26. September 2009

Norwegen - Tag 12

Dienstag 28. Juli 2009

Sind wir langsam! Wir kommen erst 11.30 Uhr vom Zeltplatz runter, so sehr haben wir heut getrödelt. Wir laufen Richtung Universität, bleiben aber an einer Tankstelle hängen, wieder auf der Suche nach Mitfahrgelegenheiten. Eine Norwegerin gibt uns den Tipp, zum Sørlandsenteret, einem großen Einkaufszentrum, zu fahren und es dort weiter zu versuchen. Also zum Bus. Den müssen wir nicht bezahlen, da das Gerät vom Busfahrer kaputt ist. Na so geht’s doch auch mal.
Am Zentrum angekommen versuchen wir sehr lange jemanden zu finden. Leider sind aber die meisten aus der Umgebung und fahren nicht weiter. Heute haben wir echt kein Glück. Also bleibt uns nur der Bus. Um Geld zu sparen fahren wir um 16 Uhr nur bis Lillesand, von dort aus führt ein Radweg nach Grimstad, den wollen wir dann morgen laufen. 20km werden das wieder, auf einem Radweg gut zu meistern, vor allem hier an der Küste, wo die Berge nicht ganz so steil sind. In Lillesand angekommen suchen wir uns dann einen Weg Richtung Grimstad, schließlich wollen wir nicht laufen, zelten und dann am nächsten Tag den gleichen Weg zurücklaufen. Wir kommen in der Nähe von Tingsaker auf eine kleine Halbinsel in einem See. Süßwasser! Auf Meeresniveau! Ich will es Jan erst gar nicht glauben. Der See hat eine sehr unnatürliche Farbe, sehr klar aber ein helles blau, wie ein karibisches Gewässer.
Jan geht baden, während ich keine Lust habe. Die Luft ist inzwischen ziemlich abgekühlt. Wir wollen an diesem schönen Fleckchen noch einen Tag bleiben, zum Wäsche waschen. Also kann ich morgen auch noch baden gehen.

Freitag, 25. September 2009

Norwegen - Tag 11

Montag 27. Juli 2009

Übliche Prozedur morgens. Dann auf in die Stadt, Vorräte aufstocken. Jetzt müssen wir zusehen, wie wir weiter kommen, am liebsten wollen wir nach Kristiansand. Auf einem Parkplatz sehe ich einen (wiedermal VW) Transporter aus Hannover. Hin da! Jan spricht die Leute an und so landen wir bei Axel und Mona. Die beiden wollen auch nach Kristiansand, haben es aber überhaupt nicht eilig und wählen den Schleichweg durch die Berge und am Meer entlang, anstatt der schnelleren aber hektischeren Route. Wir fahren fast die ganze Zeit am Wasser entlang, sehen schöne kleine Dörfer, tausende Boote und viele kleine Inseln. Der alte VW keucht ganz schön über die Steigungen, aber wir kommen in Kristiansand an. Dort geht (bzw. fährt) jeder wieder seiner Wege. Jan und mich führt es ans Ufer eines Flusses, hier machen wir eine Pause und essen etwas. Dann geht es zur Touristeninformation, in der ich meine Postkarten vom Prekestol loswerde. Wir kommen heute nicht mehr aus Kristiansand und da wir beide eine Dusche benötigen laufen wir durch die Stadt zum Campingplatz. Dabei schauen wir uns den Markt und die Kirche an, für eine norwegische Großstadt ist es hier echt gemütlich.
Kirche:
Markt:
Auf dem Weg zum Campingplatz werfen wir noch einen Blick auf die Festung der Stadt. Auf dem Campingplatz angekommen suchen wir uns ein nettes Plätzchen in der Nähe von Klein-Deutschland (ganz viele deutsche Kennzeichen!) und gehen duschen. Ich bin recht früh im Schlafsack, während Jan die halbe Nacht am Strand umhergeistert. Er kann nicht schlafen.

Norwegen - Tag 10

Sonntag 26. Juli 2009

Regen! Na schön, da hat man einen Tag frei und er fängt so an. Den Vormittag sitzen oder dösen wir im Zelt, gegen Mittag lassen wir dann unsere Sachen im Wald zurück und gehen in die Stadt. Wir wollen die Kirche besichtigen, an der wir allerdings total vorbeilaufen. Schließlich geben wir auf und machen einfach so einen Stadtrundgang. Vom weiten sehen wir die Kirche dann trotzdem noch. Eine Kirmes gibt es auch, die ist allerdings total winzig und sehr schlecht besucht. Also drehen wir gleich wieder um und teilen uns eine große Pizza.
Hier sitzen wir und essen unsere Pizza:

In der Gästetoilette vom Hafen füllen wir wieder unsere Wasserflasche auf (hier gibt es ja sonst nur Salzwasser) und Jan spricht eine Deutsche an. Ila ist mit ihrem Mann (gebürtiger Angermünder) auf dem Segelboot hier. Sie könnten uns am nächsten Tag mit nach Lillesand nehmen. Allerdings müssen sie erst den Wetterbericht abwarten. Wir tauschen Nummern aus, sie wollen sich noch bei uns melden. Wieder im Zelt warten wir dann auf die SMS. Diese fällt leider negativ aus. Die Windstärke für den nächsten Tag soll zu hoch für unerfahrene Segler sein. Sie wollen nicht verantworten, dass wir unser Frühstück dem Meer überlassen. Schade, also müssen wir zusehen wie wir weiterkommen.

Norwegen - Tag 9

Samstag 25. Juli 2009

5.30 Uhr, ich erschlage gleich den Wecker! Der Regenbogen über dem Fjord entschädigt aber das frühe Aufstehen.
Wir brauchen heute recht lang um in die Gänge zu kommen und so geht es 7.00 Uhr los zum Prekestol. Der alte VW keucht ganz schön, tut aber brav seinen Dienst, die knapp 20km fahren wir in 25 Minuten. Die Rucksäcke können Jan und ich im Auto lassen, der Aufstieg soll recht mühsam sein. Ist er wirklich, wir haben noch einige Begleiter auf dem Weg nach oben, es scheinen alles Deutsche zu sein. Frühaufstehernation. Zwei Stunden benötigen wir für den Aufstieg über Stock und Stein, Wassergräben und weitere kleinere Hindernisse. Dann sind wir da.
Wie Sie sehen, sehen Sie... nichts:

Es ist neblig. Man könnte auch sagen, wir stehen in einer Wolke. Jan und ich gehen ganz zum Rand, ganz ohne ungutes Gefühl. Bis der Nebel sich kurz lichtet. Oweia, 604m sind doch eine Menge, unter uns ist grade so das Wasser und ein Teil vom Ufer zu sehen.
Ein lichter Moment:
Wir warten zwei Stunden auf die Sonne, langsam füllt sich der Stein mit Touristen von überall. Die Sonne scheint zeitweise durch die Wolken, aber der Nebel versperrt weiterhin die Sicht auf den Lysefjord. Um 11.30 Uhr machen wir uns auf den Rückweg und haben dann doch noch Glück. Die Nebelschwaden verziehen sich nachdem wir etwas unter dem Niveau der Kanzel sind und wir haben einen tollen Blick auf den Lysefjord. Der Aufstieg hat sich doch gelohnt.
Neben dem Prekestolen:
Der Blick zurück:
Moni und ich auf dem Weg nach unten:
Der Lysefjord:
Beim Marsch abwärts strömen uns Touristenhorden entgegen, als hätte man unten mehrere Busse gleichzeitig ausgeladen.
Wieder am Parkplatz kaufe ich weitere Postkarten, die werde ich aber erst später schreiben. Es regnet wieder. Meine Jacke ist klatschnass, irgendwie halten diese Regenjacken nichts ab.
Wir fahren jetzt nach Oanes. Dort an der Fähre trennen wir uns von Peter und Moni. Danke an euch beide, dass ihr uns mitgenommen habt!
Vor der Fähre klappern wir die Autoschlange ab, vielleicht nimmt uns jemand mit. Wir treffen Jan, der in Norwegen wohnt aber Deutscher ist. Er gibt uns einen Tipp, in welchen Ort wir uns mitnehmen lassen sollten. Er selbst kann uns nicht mitnehmen, er fährt in die falsche Richtung. Also suchen wir weiter und treffen auf ein nettes norwegisches Ehepaar, die uns mitnehmen. Sie kommen aus Kristiansand und unterhalten sich viel mit uns. Sie schlagen vor, uns in Mandal abzusetzen, dann hätten wir einen riesigen Sprung nach Süden gemacht. Zwischendurch machen wir 2 kleine Pausen, in denen sie auf typisch norwegische Art ihre Kaffeebecher an einer Statoil Tankstelle füllen. Jan und ich sind ziemlich groggy, so dösen wir einen Teil der Reise. Das Wetter wird immer besser, je weiter wir nach Süden kommen. In Mandal scheint die Sonne. Im Auto ist auch meine Jacke getrocknet. Wir gehen wieder einkaufen, morgen ist ja Sonntag, da gibt es nichts. Dann laufen wir aus dem Ort und finden einen schönen Platz zum Zelten, ein kleiner Strand schließt auch direkt an. Hier baden wir wieder, das Wasser ist angenehm, aber Salzwasser. Sonst aber eine schöne Ecke.
Wir beschließen, für einen weiteren Tag in Mandal zu bleiben.

Norwegen - Tag 8

Freitag 24. Juli 2009

Übliches Morgenprogramm, aus dem Schlafsack rollen, maulig sein, Hygiene, Frühstück. Dann geht es zum Bus und wir verabschieden uns von Eirik. Es liegen jetzt ca. 5 Stunden Fahrt vor uns, nebeneinander sitzen können wir nicht, da der Bus zu voll ist. Ich höre die meiste Zeit Musik, zwischendurch steigen wir 2x aus, da der Bus auf eine Fähre muss. Die Aussicht ist die meiste Zeit total toll, wir fahren am Atlantik entlang, an Fjorden, Bergen, über Brücken und durch Tunnel. In Stavanger angekommen machen wir eine Tour durchs Zentrum, heute ist Markttag und es ist eine Menge los. Am Hafen warten wir auf unsere Fähre nach Tau und essen Abendbrot.
In Stavanger, die Kirche und "Markttag":
In Tau angekommen laufen wir los in Richtung Prekestol die 20km wollen wir am nächsten Tag in Angriff nehmen.

Exkurs: Der Prekestol (auch Preikestol, da preke aber beten heißt und der Felsen übersetzt Kanzel, habe ich mich für die Variante mit e entschieden) ist ein Felsen am Lysefjord. Genauer gesagt ein Plateau mit ca. 25x25m Fläche und einer senkrecht abfallenden Wand. Die Kanzel ist auf 604m über der Wasseroberfläche des Fjords.


Erstmal brauchen wir einen Platz zum Schlafen. An einem Strand machen wir halt und baden die Füße im Salzwasser des Fjords. Leider darf man hier nicht zelten.
Also weiter. Kurze Zeit später sehen wir einen alten VW-Transporter auf einer freien Stelle an der Straße stehen. Es sind Deutsche, also stellen wir uns vor. Peter und Moni wollen morgen auch zum Prekestol und bieten uns an, uns mitzunehmen. Toll! Sie parken ihren Transporter sogar so um, dass man unser Zelt von der Straße aus nicht so sehr sieht. Da wir am nächsten Morgen schon sehr früh raus müssen, essen wir nur noch und schlafen dann.
Schlafplatz:

Sonntag, 20. September 2009

Norwegen - Tag 7

Donnerstag 23. Juli 2009

Schön ausgeschlafen haben wir, danach gibt es ein kurzes Frühstück und wir fahren mit dem Bus zurück nach Bergen. Rasmus verabschiedet sich von uns und wir bringen unsere Rucksäcke in einen Laden für Wandererbedarf. Ich musste meinen bis jetzt noch nicht tragen, das hat Eirik übernommen. Ohne Rucksack fühlt man sich richtig komisch. Wir wandern auf den Fløyen, einen der Berge um Bergen (irgendwo muss der Name schließlich herkommen). Die Aussicht von oben ist klasse, auch wenn es zwischendurch immer wieder regnet.
Wir halten uns aber nicht lange oben auf, sondern machen uns an den Abstieg und holen die Rucksäcke ab. Mit dem Bus fahren wir zu Eirik und wir treffen Kjerstin wieder. Jetzt kommen erstmal die Sachen in die Waschmaschine. Dann gibt es Kartoffelsalat und Bouletten, sehr lecker. Eigentlich wollen wir um 19.15 Uhr den Bus nach Stavanger nehmen, aber da der erst um 0.15 Uhr ankommen würde, fragen wir, ob wir nicht noch eine Nacht bleiben dürfen. Wir dürfen. Also schauen wir mit Eirik noch DVD (Mamma Mia) und sind danach wieder in den Schlafsäcken. Ich wieder Sofa, Jan auf den Isomatten. Der Bus morgen fährt 10.15Uhr nach Stavanger.

Norwegen - Tag 6

Mittwoch 22. Juli 2009

Guten Morgen! Ich muss mich wohl doch mal in den kalten Bach stürzen. Also schön verrenken und Haare waschen. Kalt am Kopf, da gefrieren ja die Gehirnwindungen.
Jan posiert für den Bundeswehrmännerkatalog:
Aber gut fühlt man sich nach dem "baden". Nach dem Packen machen wir uns an den Abstieg zurück nach Voss. Das geht etwas schneller als der Aufstieg, aber ziemlich auf die Füße und Knie. Das Wetter ist gut.
Abstieg geschafft:

Die Rucksäcke dürfen wir bei der netten jungen Frau vom Vortag in der Touri-Info lassen. Wir schauen uns Voss an, viel zu sehen gibt es allerdings nicht. Dafür leisten wir uns ein Eis und gehen noch mal die Vorräte aufstocken. Es fängt wieder an zu regnen. Das gibt es echt nicht. Soviel Wasser. Nach einer Weile holen wir die Rucksäcke ab und setzen uns in die Wartehalle vom Bahnhof. Wir wollen mit dem Bus nach Bergen fahren und müssen noch einen Moment warten.
Im Bus rufe ich Kjersten an und kündige uns an. Sie hat leider keine Zeit, wird aber ihren Sohn zum Bahnhof schicken, er soll uns abholen und helfen eine Unterkunft zu finden.
In Bergen treffen wir dann Eirik und seinen Freund Rasmus. Die beiden machen eine kurze Stadtführung durch Bergen, während wir einzelne Unterkünfte abklappern. Es ist alles ziemlich teuer und so fasse ich mir ein Herz und frage, ob wir nicht einfach bei Rasmus auf dem Boden schlafen können. Er stimmt dann zu, meint aber, dass er kein Essen im Haus hat. Nicht so schlimm, eine Dusche tuts schon mal. Es regnet wieder. Aber wie es regnet! Bergen begrüßt uns echt auf ganz spezielle Weise und macht seinem Ruf als regenreichste Stadt Norwegens alle Ehre!
Bei Rasmus gehen wir duschen und kochen uns dann eine unserer Tütensuppen. Danach unterhalten wir uns mit den beiden Norwegern (die richtig super Englisch sprechen, ich bin neidisch!), können mal die E-Mails abrufen und schauen Jerry Seinfeld auf DVD. Jan und Rasmus versuchen gemeinsam Gitarre zu spielen, aber das währt nicht lange. Gegen 1.00 Uhr nachts kriechen wir dann in unsere Schlafsäcke, ich auf dem Sofa und Jan auf einer Matratze.

Norwegen - Tag 5

Dienstag 21. Juli 2009

7.30 Uhr aufstehen. Es regnet, wie schön. Wir bauen das patschnasse Zelt ab und gehen zum Supermarkt, wir brauchen neues Brot. Es ist kalt und windig, kein Wetter für mich. Wir gehen in die Touristeninformation und schreiben die ersten Postkarten, zum Frühstück hatten wir noch keine Zeit oder keinen geeigneten Platz. Wir planen wie es weitergehen soll, alles deutet darauf hin, dass wir mit dem Bus nach Brimnes müssen und von dort auf die Fähre. Wir wollen nach Voss (eigentlich Vossevangen, Voss heißt die ganze Kommune) und von dort aus nach Bergen und dazu muss man über den Fjord. In der Bushaltestelle essen wir Frühstück/Mittag. Hier ist es wenigstens windgeschützt und trocken.
Das ist Eidfjord (naja, ein Teil):

Da der Bus erst 13.45 Uhr fahren soll, tapern wir durch den Ort und sprechen Leute an, ob uns einer mitnehmen kann. Wir haben nach einer ganzen Weile Glück. Peter und Reinhilde (mit SAW am Kennzeichen) nehmen uns in ihrem Bully mit. Sie wollen zum Wasserfall und danach nach Brimnes. Wir waren zwar gestern schon am Wasserfall, aber das stört uns nicht. Heute ist auch die Sicht viel besser und so lohnt sich der Ausflug allemal.
Wasserfall mit und ohne uns:
Peter und Reinhilde beschließen, doch nach Voss zu fahren und uns mitzunehmen (DANKE!!). Die Tour hätten wir zu Fuß nie bewältigen können, die Straßen sind eng und steil und die Strecke viel zu lang. In Voss setzen uns die beiden ab. Wir bleiben auf jeden Fall in Kontakt!
In Voss ist unser erstes Ziel (wie immer) die Touristeninformation. Die junge und sehr nette Frau erklärt uns in einem sehr schwierig zu verstehenden Dialekt, dass wir bis nach Roset laufen müssen, um zelten zu können (KARTE kommt noch, muss ich erst einscannen). Da wir ja heute kaum gelaufen sind, machen wir das doch glatt.
Der See bei Voss auf so ziemlich Null Meter, die Stadt liegt hinter uns:

Noch in Voss beginnt der Aufstieg und wir kommen nicht sehr weit, denn eine Stelle mit Walderdbeeren, Himbeeren und Blaubeeren hält uns eine Weile auf. Gestärkt marschieren wir weiter. Das Wetter ist gut, zwar bewölkt aber trocken. Der Aufstieg hat es allerdings in sich. Drei Stunden benötigen wir nach Roset (oder kurz davor).
Hier sind wir schon höher, der gleiche See:
Dort zelten wir dann an einem Flüsschen. Baden steht auf dem Programm, ich weigere mich mal wieder und beschränke mich auf waschen. Das Wasser ist viel zu kalt.
So wäscht man Haare:
Nach dem Waschen verkrieche ich mich in meinem Schlafsack, während Jan sich todesmutig badet. Müde bin ich allemal.

Mittwoch, 16. September 2009

Norwegen - Tag 4

Montag, 20. Juli 2009

7.00 Uhr aufstehen und Sachen packen, denn um 8.00 Uhr gibt es schon Frühstück. Mit allem, echt eine tolle Auswahl. Wir lassen es uns richtig schmecken, schließlich sind für heut wieder 20km nach Fargerheim geplant. Sollten wir das nicht schaffen, zelten wir schon vorher. Wir packen uns ein Matpakke und holen dann die Sachen aus dem Trockenraum. Danach gehen wir bezahlen (das wird der teuerste Aufenthalt auf unserer Reise) und bekommen noch 1000 gute Tipps von Tante Emmi, wie wir weiterreisen können. Mit Bus, Bahn und zu Fuß. Das verzögert unsere Abreise um 20 Minuten.
Ein "Wanderweg":
Beim Aufbruch regnet es schon wieder, aber trockene Sachen sind gold wert und so stapfen wir frohgemut den “Weg” entlang. Nach 2,5 Stunden haben wir 7,5 km in diesem anstrengenden Gelände geschafft und sind ziemlich stolz auf uns. Leider sind meine Schuhe wieder durchgeweicht. Also Pause und ein Teil des Matpakke verspeist, schließlich ist es auch schon Mittagszeit. Jetzt gibt es für mich trockene Socken aus dem Rucksack. Da die in den nassen Schuhen ja nicht lange trocken bleiben würden, ziehe ich Mülltüten darüber und tape alles fest. Danach geht es weiter durch die wunderschöne, aber inzwischen doch etwas eintönige Landschaft. Schneller als erwartet erreichen wir Monsbu und legen eine weitere Pause ein.

Exkurs: Der Monsbu ist die Kopie einer ehemaligen Reiseunterkunft. Auf dem Bild: die Steinhütte. Gebaut wurde sie 1822 von J. Flintoe und Kameraden, die einen Unterschlupf auf der Hardangervidda benötigten. Die Unterkunft soll schon vielen müden und unterkühlten Wanderern eine Möglichkeit zur Erholung gewesen sein. (Weitere Informationen folgen, sobald ich die abfotografierte Infotafel vollständig übersetzt habe.)

Wir am Monsbu:
Jetzt kommt der schlimmste Teil der Tagestour: die Straße entlang. Es regnet jetzt nicht mehr und wir trotten entlang der Landstraße und heben bei jedem Auto den Daumen. Erfolglos. Keiner will oder kann uns mitnehmen. Wir laufen die ca. 5 km bis Fargerheim, in der Hoffnung endlich einen Ort anstatt einer Hüttensiedlung anzutreffen. Fehlanzeige. Aber wenigstens sind hier Menschen mit Autos und so finden wir recht schnell zu Anna und Kåre, die nach Eidfjord wollen und uns mitnehmen. Im Auto ist es so eng, dass wir die Rucksäcke auf dem Schoß behalten müssen, aber wir kommen gut voran. Am Vøringsfossen machen wir eine Pause. Das beliebte Ausflugsziel liegt heut komplett im Nebel und so fahren wir von der eigentlichen Aussichtsplattform etwas tiefer und erhaschen doch noch einen Blick auf den Wasserfall. In Eidfjord angekommen setzen uns Anna und Kåre an einem Supermarkt aus und wir gehen einkaufen. Danach besuchen wir die Touristeninformation, leider will uns hier jeder auf den Campingplatz schicken. Also traben wir auf eigene Faust los. Welch eine Überraschung, es regnet wieder. Wir fragen bei einigen Leuten, ob wir das Zelt im Garten aufschlagen dürfen, haben aber lange kein Erfolg. Erst eine Bäuerin erlaubt es uns, sie hat Mitleid, weil es so stark regnet. Wir müssen ihr aber versprechen morgen früh schnell zu verschwinden, denn eigentlich sind sie verpflichtet uns zum Campingplatz zu schicken. Nach dem Zeltaufbau kochen wir Abendbrot und schlafen dann.

Dienstag, 15. September 2009

Norwegen - Tag 3

Sonntag, 19. Juli 2009

Bäh, aufstehen. Es ist kalt draußen, aber es regnet nicht mehr und der Wind hat die Wolken beiseite geschoben und ist dann selbst gleich mitgegangen. Also stolpere ich morgens in eine wunderschöne Landschaft, die ersten Wanderer sind auch schon da. Wir lassen es heute langsam angehen und kochen erstmal Frühstück, schließlich gab es abends nichts mehr. Muskelkater hab ich! Sonst geht es mir aber gut, ich hab ja mit einer Erkältung gerechnet. Nach dem Frühstück ruhen wir beide noch eine Stunde.



Die schlimmste Hürde des Tages kommt gleich danach: die Sachen sind nicht trocken und wir haben jeder nur eine Hose bei (bzw. ich noch eine zum Schlafen, viel zu dünn zum Laufen). Also rein in die nassen Sachen, schön, so wird man auch gleich wach. Schnell bauen wir das Zelt ab (klappt jetzt schon gut als Team) und schleichen los, obwohl es bergab geht. Ustetind war der höchste Punkt unserer Route, das ist die erfreuliche Nachricht. Nach nur 500m treffen wir auf zwei Damen mit Hündin. Da diese verrückt spielt, fragt uns die eine, ob der Hund uns begrüßen dürfe. Klar. Wir kommen mit den beiden ins Gespräch, sie sind aus Bergen. Die eine heißt Kjerstin und ist total begeistert, dass wir als Deutsche Norwegisch sprechen. Sie erzählt uns von ihren Kindern (Eirik, 19 und eine Tochter, 17) und wir ihr von unserer netten nassen Nacht. Sie gibt uns ihre Handynummer. Wenn wir in Bergen sind, sollen wir uns melden, dann dürfen wir bei ihr Sachen waschen und trocknen, oder mal duschen. Toll! So nette Leute trifft man nicht alle Tage. Nach Tuva sei es auch nicht mehr weit, verspricht uns Kjerstin. Wir stapfen weiter. Die Höhenluft muss auf mich Flachlandindianer wohl nicht nur körperliche (schnell außer Puste) sondern auch geistige Auswirkungen haben. Denn als ich Jan mitteilen will, dass mein vielgepriesenes Multifunktionstuch nicht für die Bedeckung der Halspartie geeignet ist (da zu weit), gelingt mir eine sprachliche Glanzleistung. Das in der schönsten uckermärkisch-rotzigen (UNSOUND-Thomas hätte sich gefreut) Ausdrucksweise vorgetragene „Für‘n Hals is‘ für‘n Arsch“ zwingt meinen Reisepartner zu einem ungeplanten Stopp in der Wanderung. Er hat vor Lachen einfach nicht mehr genug Luft zum Weiterlaufen. Dass er sich nicht auch noch auf dem Boden kugelt liegt wohl eher an den über 20kg auf seinen Schultern, weniger an der Höflichkeit. Ich ahne schon, das wird ein Running-Gag auf meine Kosten...
Weiter geht's!
An einem Bach machen wir halt und waschen den Topf ab.

Auf dem Weg sehen wir viele Berghänflinge und einen Moorfrosch. Schließlich kommen wir an einen kleinen Fluss, der durch den starken Regen so etwas wie Hochwasser führt und daher sind die Steine zum Hinüberklettern total unter Wasser. Wat nu? Schuhe aus und Badelatschen an? Nicht so toll, also suchen wir einen anderen Überweg. Ein weiterer Wanderer stößt zu uns, den Jan mit “Heihei, er du norsk?” (bist du Norweger?) begrüßt. Der Wanderer antwortet “Ich verstehe kein Norwegisch. English?”. Wir lachen bloß und versichern ihm , dass Deutsch uns auch am liebsten wäre. Zusammen suchen wir nach einem Überweg. Bernd (so heißt der Wanderer, aus Hamburg) findet eine geeignete Stelle und setzt über. Er wirft uns dann seine Wanderstöcke zu, denn einige Steine der “Brücke” wackeln ganz schön. Nacheinander stehen wir alle dann auf der anderen Seite und Bernd macht sich alleine weiter auf den Weg. Er läuft eh schneller als wir, also ist getrennt laufen bequemer. Auf dem weiteren Weg müssen wir einige böse Moorlöcher durchqueren oder umgehen. Manche Stellen sind echt tückisch, man sieht nicht wo der Boden fest ist. Aber dann: Tuva ist in Sicht!

In Tuva gesellen wir uns zu Bernd an einen Tisch und gehen in die Haupthütte um uns einzumieten und was essbares aufzutreiben. Jan stellt uns wieder als Deutsche vor, die aber gern norwegisch sprechen wollen und so spricht die nette Frau hinter der Theke (wir haben sie Tante Emmi getauft) sehr verständliches Norwegisch. Als Jan einmal verschwindet fragt sie mich, ob wir etwas haben. Was, das hab ich nicht verstanden. Sie wiederholt, ich glaub ich schau immer noch wie eine Kuh wenn es donnert. “Schlafsack!”, trötet sie mir dann entgegen. Achsoooo! Klar, haben wir. Sie spricht also auch Deutsch, zumindest sicherlich das nötigste. Nachdem wir uns also im Schlafsaal eingemietet und Frühstück bestellt haben, gibt es erstmal eine Kleinigkeit zu essen. Kjøttboller (Fleischklopse) in sehr salziger Brühe, das tut gut. Danach inspizieren wir den Schlafsaal und packen die Sachen aus. Ich gehe jetzt erstmal duschen und Sachen waschen. Einen Trockenraum soll es hier auch geben. Die Dusche ist zwar nicht so der Knaller (Wasser ist eher kalt als warm), aber beim Waschbecken kommt heißes Wasser und so kann ich wenigstens meine Sachen waschen. Der Trockenraum ist auch der Wahnsinn! Ein Gebläse pustet Unmengen heißer Luft in den kleinen Raum, es sind gefühlte 30°. Als alle meine Sachen auf der Leine hängen, ist immer noch Platz. Auch Jan ist inzwischen duschen gewesen und hängt seine Sachen auf. Da muss doch noch was gehen. Die Schuhe und mein Schlafsack kommen auch in den Raum. Tante Emmi erlaubt uns, auch das Zelt aufzuhängen. Wunderbar. Langsam bekommen wir aber Hunger, wir hätten doch Middag bestellen sollen. Mal sehen, ob es noch etwas gibt. Als wir uns auf den Weg zum Speiseraum machen, gesellt sich der Mann von Tante Emmi zu uns und fragt im schönsten Berlinerisch: “Wo kommt’n ihr her aus Deutschland?”. Soweit also dazu, sie können beide Deutsch und zwar richtig gut. Er scheint Deutscher zu sein, so einen Dialekt lernt man nicht so einfach. Middag bekommen wir tatsächlich noch, wir müssen nur eine Weile warten. In der Zeit unterhält sich Tante Emmi mit uns und lobt unsere gute Aussprache. Mensch, da sind wir aber stolz. Zum Middag sitzen wir mit 3 Bergensern am Tisch und lassen uns die Lachslasagne mit Reis und Gemüse schmecken. Hinterher gibt es Rhabarberkompott mit Vanillesoße und den obligatorischen Kaffee. Danach geht es auch bald ins Bett, bzw. auf die Matratze. Ich kann mal wieder nicht gut schlafen, ich glaube die Höhe macht mich wirklich ziemlich fertig. Von Ruhepuls ist hier nicht so die Rede.

Norwegen - Tag 2

Samstag, 18. Juli 2009


Guten Morgen! Es hat geregnet, wie schön. Die gewaschenen Sachen sind natürlich so nicht getrocknet. Wir packen trotzdem, die nassen Handtücher hängen wir über die Rucksäcke zum Trocknen. Nach einem Stulle-mit-Salami Frühstück brechen wir auf. Auf unserem Plan steht heut Tuva, eine Strecke von ca. 20km liegt also vor uns. Wir müssen zuerst Richtung Tuftebrui und dann nach Ustetind und von dort aus nach Tuva. Die Sonne hält sich heute ziemlich bedeckt, aber so ist es wenigstens nicht so warm. Wir begeben uns auf einen Wanderweg Richtung Tuftebrui. Naja, Wanderweg, das ist relativ. Schon auf den ersten 4km überqueren wir Bäche, hopsen über Steine, stapfen durch Sumpf und schlittern über glitschige Holzplanken. Alles mit den Rucksäcken. Irgendwann gelangen wir an eine mit Gatter geschlossene Brücke und den ersten Wegweiser des Tages. Dieser sagt uns, dass wir nicht über die Brücke sollen, sondern dass der Weg nach Tuva bergauf führt. Geschafft vom ersten Wegstück machen wir eine Pause, in der wir die ersten Blaubeeren finden. Dann geht`s an den Aufstieg. Was für ein Aufstieg! Teilweise müssen wir uns echt an Bäumen festhalten, oder auf dem Weg abstützen um weiter nach oben zu kommen. Ziemlich mühselig und langsam. Nach nur knapp 2km machen wir Mittagspause, inzwischen befinden wir uns auf Höhe der Baumgrenze. Der Ausblick von hier entschädigt aber für den Aufstieg, wir sehen unseren Zeltplatz vom Vortag, den See und Geilo am anderen Ufer.









Inzwischen sind wir auch so hoch, dass die Blaubeeren alle grün sind. Schade. Nachdem wir unsere Salamistullen verspeist haben, geht es weiter aufwärts, schließlich sind wir ja noch nicht hoch genug. Unterwegs sehen wir einen Habichtskauz und Pferdeäpfel. In Geilo gibt es jemanden, der mit Touristen Touren in die Hardangervidda unternimmt. Seine Pferde müssen alle mit Bergziegen gekreuzt sein, um diese Wege hier hochzukommen und dabei noch einen Reiter zu schleppen. Erst denke ich an die kleinen robusten Norwegerponys, sehe aber später auf einem Bild, dass der Mann ganz normale Warmblüter hat. Tja, Übung macht wohl den Meister. Ich glaube Amhara (das Pferdi) würde mir einen Vogel zeigen, wenn ich so einen Berg mit ihr hinaufklettern wollte.
Der Weg, den wir jetzt gehen, ist in unregelmäßigen Abständen mit einem roten T gekennzeichnet. Leider sehr unregelmäßig, denken wir uns. An einer Weggabelung wissen wir nicht weiter, die ist auch auf unserer Karte nicht verzeichnet. Also gehen wir rechts und landen in Rehland. Überall auf dem Weg liegt Rehscheiße und es sind Rehspuren zu sehen. Wir müssten hier über umgestürzte Bäume klettern. Am Ende des Weges stehen wir auf einer Wiese mit einigen Hütten. Nochmal grübeln wir über der Karte und entscheiden, dass das “Hytten” sein muss, mitten im Nirgendwo und eindeutig nicht auf unserem Weg. Verdammt. Jetzt fängt es auch an zu nieseln, toll. Wir gehen also zurück zur Weggabelung und wählen jetzt den anderen Weg. Nach wenigen Metern dann: ein rotes T, kurz danach noch eins. Ok, Lektion gelernt: wenn man nicht weiter weiß, geht man ein kleines Stück in jede Richtung und sucht nach Markierungen, denn solche Exkursionen kosten Zeit. Auf dem richtigen Weg begegnen uns dann auch einige Leute, die nach Geilo wollen. Jan spricht natürlich jeden an und so werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass es heute nicht mehr bis Tuva zu schaffen ist. Aber Ustetind liegt ja auch noch auf dem Weg. Die Landschaft ist immer noch großartig, aber irgendwie ziemlich kahl ohne die gewohnten Bäume. Sehr schroff, überall Wasser, Flechten und Moos.

Irgendwo auf der Hardangervidda, mit einem doofen Blick :)

Es hört jetzt auch auf langsam zu regnen und wir packen uns in die Regensachen. Jan bekommt den Überzieher von meinem Rucksack für sein Gepäck und mein Rucksack kommt mit unter mein Poncho. Natürlich geht es immer noch bergauf. Nach einiger Zeit in der meine Laune immer schlechter wird (irgendwie kommen wir nirgendwo an, aber der Weg ist der richtige), sind wir beide schon ziemlich nass. In meinen Schuhen schwappt das Wasser, der Poncho leitet das Wasser super auf die Hose weiter und um ja keine Stelle auszulassen wird diese auch noch von unten von den Büschen nass. Schön, ich fühle mich sauwohl, mir ist kalt, ich will nicht mehr laufen, die Aussicht hat sich hinterm Nebel versteckt und alles ist doof.

Jan ist da optimistischer, er läuft einfach weiter und versucht nebenbei mich Quengel aufzumuntern.
Wir stecken jetzt mitten in einer Wolke auf knapp 1400 Metern über NN. Vor uns bimmeln Glocken: Schafe! Ziemlich viele sogar, die kommen uns aber nicht sehr nahe, sondern laufen eher weg. Jetzt wird es auch noch windig, ziemlich kräftig. Der Poncho hat gegen die Wassermassen aufgegeben und auch Jans Regenjacke und Schuhe sind alles andere als trocken. Achso, Schnee lag auch auf dem Weg, kann ja nur noch besser werden. Dann sehen wir Hütten. Wir haben es geschafft, wir sind in Ustetind! Aber Moment… wo sind die Leute? Wir sehen drei Hütten, 2 größere und eine die aussieht wie ein Speicher. Das ist für die Norweger also ein nennenswerter Ort, den man in eine Karte einzeichnen kann? Toll, ich hab mich schon auf was Warmes gefreut. Wir stellen die Rucksäcke im Windschatten einer Hütte auf den Boden (nass ist eh alles) und machen eine Erkundungstour. Nichts. Keine Leute. Alles verriegelt und verrammelt. Aber Wasser gibt es in der Nähe, also bleiben wir (als wenn ich noch einen Meter gegangen wäre). Neben einer Hütte bauen wir unser Zelt auf, jetzt ist uns jede Entfernungsregel egal, hier ist es wenigstens ein wenig windstiller. Der Zeltaufbau ist eine Herausforderung. Ich werfe mich sobald das Zelt hochgezogen ist halb darauf, um es am Wegfliegen zu hindern, während Jan es im Boden verankert. Als die Flugversuche eingedämmt sind, krabbele ich ins Zelt und hänge das Innenzelt ein. Gar nicht so einfach mit fast tauben Fingern. Schließlich steht das Zelt, die Rucksäcke sind drin und wir ebenso. Wir ziehen nur noch die nassen Klamotten aus und trockene an und begutachten den Schaden: Einmal Anziehsachen komplett nass, Jan & Sine- Kooperation kurz vorm Erfrieren, Innenleben von den Rucksäcken zum Glück trocken, was mein Poncho nicht hielt, hielt die Imprägnierung des Rucksacks. Aber wir haben beide kaputte Füße, Jan am Hacken, ich an den Zehen. Die nassen Schuhe haben die Haut so aufgeweicht, dass das leichteste Rubbeln der Schuhe gereicht hat, um alles aufzureiben. Wir verarzten uns noch eben und krabbeln dann in die Schlafsäcke und liegen nur noch da um wieder warm zu werden. Wir haben beide keine Energie und keine Lust mehr, um noch etwas zu kochen, also versuchen wir zu schlafen. Aber die ganze Zeit rüttelt das Zelt über uns, so dass es für mich eine unruhige Nacht wird...

Der großartige Blick von unserem Schlafplatz:

Montag, 14. September 2009

Norwegen - Tag 1

Freitag, 17. Juli 2009

5.00 Uhr, ein gut gelaunter Björn steht wie verabredet vor meiner Zimmertür und spielt Weckdienst. Ich will noch nicht aufstehen! Aber ich will ja in den Urlaub und der Flieger startet nun mal um 9.10 Uhr von Berlin Schönefeld. Bis dahin liegen noch 1,5 Stunden Autofahrt vor uns. Die gehen auch recht schnell rum, während Jan den Fahrer (meinen Papa) mit Gesprächen wach hält, erzähle ich auf der Rückbank mit Björn. Am Flughafen angekommen wuchtet nur jeder sein Gepäck aus dem Auto und wir verabschieden uns von meinem Papa. Los geht das Abenteuer, erstmal müssen wir den richtigen Schalter finden. Der ist natürlich nicht in dem Gebäude in das wir zuerst getrabt sind, sondern noch einige Gehminuten entfernt. So gewöhnen wir uns wenigstens gleich ans Laufen mit unseren Rucksäcken. Vor dem Schalter verabschiedet sich auch Björn, er wird jetzt mit der Bahn einen Freund besuchen fahren. Bevor Jan und ich am Schalter sind, knoten wir erstmal Jans Schlafsack von seinem Rucksack. Mit Schlafsack wiegt sein Gepäck sonst mehr als die erlaubten 20kg. Der Schlafsack ist halt Handgepäck. Mein Rucksack darf auf dem Band gleich Richtung Flugzeug fahren, während Jan seinen wieder mitnehmen muss. Auf zum Sperrgepäck damit! Das darf ja nicht wahr sein, was da jetzt so anders ist als an meinem wissen wir auch nicht. Beim Sperrgepäck durchleuchten die netten Flughafenangestellten Jans Rucksack und prompt gibt es ein weiteres Problem: die Gaskartusche für den Campingkocher muss raus! Von wegen die hält dem Druck nicht stand und so, gefährlich. Ja okay, hätten wir uns denken können, haben wir aber nicht. Wat nu? “Haben Sie jemanden, der die Kartusche entgegennehmen kann?”, werden wir gefragt. Haben wir? Papa ist weg, aber wo ist Björn? Jan ruft ihn an, er kommt noch mal zurück zu uns. Das war eine kurze Trennung, aber diesmal ist hoffentlich alles in Ordnung. Nachdem auch Jans Rucksack endlich Richtung Flugzeug davonrattert gehen wir zur anderen Seite des Gebäudes um uns und unser Handgepäck kontrollieren zu lassen. Ich komme anstandslos durch die Kontrollen und muss auf Jan warten. Er scheint echt wie ein Terrorist auszusehen, denn er muss sogar die Schuhe ausziehen. Jan und seine Bundeswehrstiefel, das ist eine Geschichte für sich. Die müssen natürlich perfekt geschnürt sein und das kann manchmal echt dauern. Aber der Mensch gewöhnt sich an vieles. Nachdem wir also sämtliche Kontrollen passiert haben warten wir noch eine Weile, gehen dann an Board und starten mit Norwegian in Richtung Oslo. Da das Wetter über Deutschland heute gut ist, sieht man viel vom Flugzeug aus. Jan sitzt am Fenster und analysiert die Küsten unter uns um herauszufinden, wo wir uns gerade befinden. Mich erinnert der Flug ziemlich an eine Bahnfahrt, also kommen die antrainierten Verhaltensweisen durch: Musik in die Ohren und Augen zu (wir sind ja auch früh aufgestanden). Der Flug verläuft problemlos.
In Oslo angekommen holen wir erstmal unser Gepäck, in der Hoffnung, dass alle außen festgezurrten Gegenstände noch da sind, wo sie hingehören und nicht vielleicht nach Timbuktu fliegen. Oder der gesamte Rucksack macht einen Trip nach Tokio. Man weiß ja nie. Vielleicht schreibt er wenigstens eine Postkarte. Mein Rucksack, die treue Seele, hat gedrängelt und liegt ganz vorne auf dem Band. Schon als drittes kommt er mir entgegengeplumpst. Die Isomatte und die Zeltstangen sind noch dran, die Wasserflasche steckt noch. Alles in Ordnung. Jetzt heißt es wieder warten, Jans Rucksack kommt erst mit der zweiten Ladung. Mit einem Aufkleber der Bundespolizei. Ich sag ja: Terrorist! Bei ihm fehlt die Wasserflasche, die hat aber nur getrödelt und kullert kurze Zeit später alleine aufs Band. Muss sich ganz schön den Kopf gestoßen haben, denn sie hat ordentliche Beulen.
Auf dem Flughafen (Gardermoen, befindet sich ca. 50km nordöstlich von Oslo) suchen wir erst einmal einen Geldautomaten (Minibank) und fragen uns und andere wie wir am günstigsten nach Oslo kommen. Die meisten der befragten Leute geben bereitwillig Auskunft. Sehr nett diese Norweger, aber unser Norwegisch reicht dann meist doch nur um die erste Frage zu stellen, verstehen tun wir danach nicht mal mehr Flughafen sondern nur noch Bahnhof. Aber die Weltsprache Englisch rettet uns.
Die beste Alternative nach Oslo zu gelangen ist wohl der Bus (Flybussen), denn dort bekommen wir 50% Studentenrabatt. Der Busfahrer scheint uns zu glauben, dass wir Studenten sind, denn er will nicht mal unsere Ausweise sehen.
Auf der 40minütigen Fahrt ist mein erster Eindruck von Norwegen: sieht ja aus wie Thüringen (ich mag Thüringen, das ist also nicht böse gemeint!) nur mit roten und weißen Holzhäusern. Viel Landschaft ist auch zu sehen, grün wohin man schaut. Wir kommen am Hauptbahnhof an und gehen dort erstmal in das größte Kaufhaus der Stadt (Oslocity), schließlich brauchen wir eine neue Gaskartusche und Hunger haben wir auch. Essen fällt bei den Preisen erstmal aus und wir erkundigen uns nach Zugfahrten Richtung Bergen. Wir wollen mit der Bergenbahn fahren und in Geilo aus dem Zug hüpfen. Da wir ja erst jetzt unser Ticket kaufen, sind nur noch Plätze in der Komfortklasse frei. Ganz schön teuer der Spaß, aber immerhin geht es ja durch halb Norwegen (Ost-West Ausdehnung). Da wir noch einige Zeit haben bis der Zug fährt teilen wir uns doch eine Pizza und setzen uns dann vor dem Bahnhof auf einen Platz und genießen die Sonne. Dabei lauschen wir andächtig den schiefen Klängen des Playbacks einiger Uramerikaner, die sich damit wohl für ihre Vertreibung rächen wollen. Warum nun grade an den Norwegern bleibt mir schleierhaft. Sollten sich wohl eher bei dem Spaniern beschweren, schließlich wird doch Kolumbus als der offizielle Entdecker, Erkunder und Eroberer des neuen Landes gesehen. Die Wikinger unter Leif Eriksson haben damals jedenfalls nicht an die große Glocke gehängt, was sie da tolles gefunden haben. Vielleicht hatten sie auch einfach keine Glocke, die groß genug war.
Um 16:07 Uhr fährt unser Zug nach Geilo. 3,5 Stunden Fahrt liegen jetzt vor uns, auf der wir weitere Landschaftseindrücke bekommen, eine Runde schlafen, uns mit einem Norweger unterhalten, der wie Terence Hill aussieht (nur jünger), einen stockbesoffenen Norweger sehen und eine Menge Mist erzählen. In Geilo schlurfen wir dann zur Touristinformation, in der uns eine sehr nette junge Frau auf Norwegisch erklärt, wo wir campen können, ohne etwas bezahlen zu müssen. Ich liebe das Jedermannsrecht (Allemannsrett)!

Exkurs: Das Jedermannsrecht erlaubt es jedem überall zu zelten. Dabei gelten natürlich einige Bestimmungen. Man darf nicht länger als 72 Stunden an einem Ort bleiben. Das heißt auf gut norwegisch, man tut das Zelt/den Schlafsack nach 3 Tagen ein paar Meter weiter und kann erneut 3 Tage bleiben. Man darf allerdings (außer auf den Hochebenen) kein offenes Feuer machen. Campingkocher sind erlaubt. Niemand darf es einem verbieten zu zelten, man sollte aber ca. 500m von den nächsten Häusern und 100m vom Weg entfernt sein. Weiterhin darf man für den Eigenbedarf Beeren oder Pilze sammeln. Baden ist auch erlaubt. Alles auf Privatbesitz.

Auf dem Weg zum ersten Schlafplatz und der See an dem wir schlafen werden:







Die nette junge Frau hat übrigens 5 Jahre Deutsch gelernt, meint aber sie sei nicht so gut im Sprechen. Wir wollen ja eh Norwegisch lernen, also ist das für uns nicht so schlimm. Nachdem wir noch einige Karten zusammengesucht haben, machen wir uns auf den Weg zu unserem Schlafplatz.
Dieser Weg führt uns der Faulheit wegen quer über einen Golfplatz. Kurz bevor wir unseren Platz erreichen sehen wir eine Brand-/oder Küstenseeschwalbe. Eine genaue Bestimmung ist uns nicht möglich, da wir sie nur kurz gesehen haben.

Die erste Begegnung mit einem TROLL:

An der beschriebenen Halbinsel angekommen, schlagen wir uns vom Weg ins Unterholz und bauen kurze Zeit später das Zelt für die erste Nacht auf norwegischem Boden auf. Inzwischen dämmert es und die Mücken freuen sich sehr über uns. Wir freuen uns nicht über die Mücken, dafür aber auf ein Bad im See direkt neben uns. Meine Freude vergeht recht schnell, als ich bis zu den Knien im Wasser stehe und merke: ist dann doch ganz schön kalt, zu kalt für mich. Ich bleibe also dabei mich zu waschen, während Jan sich komplett ins Wasser stürzt. Ich wasche auch gleich mein Shirt, denn es sieht aus als würde es über Nacht nicht regnen. Danach kochen wir noch Abendbrot und kriechen in unsere Schlafsäcke.

Zelt und Blick von unserem Schlafplatz auf Geilo:

Norwegen - Tag 0

Donnerstag, 16. Juli 2009

Vorbereitungen
Für die große Reise nach Norwegen müssen natürlich Sachen gepackt werden. Während ich schon am Mittwoch langsam damit anfing meine Checkliste abzuarbeiten, geht es heute ans Eingemachte. Sowohl einkaufen als auch die Zugfahrt nach Angermünde sind angesagt. Also trabe ich schon am Vormittag in die Stadt um meinen Bestand an dicken Socken aufzufrischen. Zwischendurch ruft immer mal wieder Jan an, um sich zu vergewissern, dass wir zusammen an alles denken. Wir sind für später verabredet, wollen noch Lebensmittel und biologisch abbaubare Reinigungsmittel für uns, die Wäsche und das Geschirr holen. Also auf zum Bio-Laden unseres Vertrauens und zumindest Duschbad, Shampoo und Spüli gekauft. Waschmittel gab es nicht in Trekking-freundlicher Größenordnung. Also gut, waschen wir halt mit Duschbad, so ein kleiner Rückschlag hält uns doch nicht auf!
Danach geht es zu Edeka, geplant ist, uns mit nahrhaften Tütensuppen einzudecken. Natürlich sind wir immer darauf bedacht, uns nicht zu einseitig zu ernähren. Also gibt es Nudeln mit Tomatensoße, Nudeln mit Pilzsoße oder Nudeln mit Schinkensoße. Der Höhepunkt dieses kulinarischen Erlebnisses ist sicherlich das Fertiggericht mit Spätzle, anstatt Nudeln. Und ja, man kommt sich komisch vor, wenn man mit 18 Tütensuppen (geplant für 9 Tage), ein paar Scheiben Brot (für weniger als 9 Tage), einer Lätta (für aufs Brot, dass nicht so trocken), einer Salamistange (für auf die Lätta, dass nicht so fad) und zwei Eis (für die Nerven) an der Kasse steht. Nachdem dann ein Großteil der Lebensmittel bei Jan untergebracht sind, fahre ich in meine Wohnung, packe unter letzten Blicken auf die Checkliste und einem Anruf zuhause (“Mutti pack mal bitte meine lange Unterhose raus”) meinen Rucksack zu Ende, verriegle die Wohnung und beginne meine Trekkingtour mit der ersten Etappe: 2km durch Stralsund zu Jans Wohnung. Dort angekommen packen wir noch um, ein, aus, zusammen, auseinander, über- und untereinander, durcheinander und… ach, wir packen halt. Dann geht es endlich zum Bahnhof, für ein etwas verspätetes Mittag ist auch noch Zeit. Am Bahnhof stößt Björn wie verabredet zu uns und zusammen fahren wir nach Angermünde. Über die recht ereignislose RE-Fahrt (ich habe geschlafen) lasse ich mich nicht weiter aus.
In Angermünde laden wir erstmal unsere Rucksäcke ab und traben gemeinsam zu “meinem” Reiterhof. Ich verabschiede mich von “meinen” Pferden. Danach grillen wir gemütlich im Garten und packen die Rucksäcke erneut um, ein, aus, zusammen… ihr wisst schon. Danach wird gewogen. Jans Rucksack wiegt stolze 19kg (ohne Schlafsack) während meiner mit 17kg auch nicht weit davon entfernt ist.
Nachdem das alles erledigt ist geht es eigentlich nur noch ins Bett, um Kräfte für die Reise zu sammeln.

Diese Stationen werden wir im Laufe unserer Reise besuchen (draufklickern für größer):

Norwegen - Norway - Norge

17. Juli - 03. August 2009

Ich will mit Jan eine Reise nach Norwegen machen. Trekking. So wie die ganz Harten. So als totale Anfänger. So als Urlaub. So einfach so.
Gesagt getan.