Montag, 14. September 2009

Norwegen - Tag 1

Freitag, 17. Juli 2009

5.00 Uhr, ein gut gelaunter Björn steht wie verabredet vor meiner Zimmertür und spielt Weckdienst. Ich will noch nicht aufstehen! Aber ich will ja in den Urlaub und der Flieger startet nun mal um 9.10 Uhr von Berlin Schönefeld. Bis dahin liegen noch 1,5 Stunden Autofahrt vor uns. Die gehen auch recht schnell rum, während Jan den Fahrer (meinen Papa) mit Gesprächen wach hält, erzähle ich auf der Rückbank mit Björn. Am Flughafen angekommen wuchtet nur jeder sein Gepäck aus dem Auto und wir verabschieden uns von meinem Papa. Los geht das Abenteuer, erstmal müssen wir den richtigen Schalter finden. Der ist natürlich nicht in dem Gebäude in das wir zuerst getrabt sind, sondern noch einige Gehminuten entfernt. So gewöhnen wir uns wenigstens gleich ans Laufen mit unseren Rucksäcken. Vor dem Schalter verabschiedet sich auch Björn, er wird jetzt mit der Bahn einen Freund besuchen fahren. Bevor Jan und ich am Schalter sind, knoten wir erstmal Jans Schlafsack von seinem Rucksack. Mit Schlafsack wiegt sein Gepäck sonst mehr als die erlaubten 20kg. Der Schlafsack ist halt Handgepäck. Mein Rucksack darf auf dem Band gleich Richtung Flugzeug fahren, während Jan seinen wieder mitnehmen muss. Auf zum Sperrgepäck damit! Das darf ja nicht wahr sein, was da jetzt so anders ist als an meinem wissen wir auch nicht. Beim Sperrgepäck durchleuchten die netten Flughafenangestellten Jans Rucksack und prompt gibt es ein weiteres Problem: die Gaskartusche für den Campingkocher muss raus! Von wegen die hält dem Druck nicht stand und so, gefährlich. Ja okay, hätten wir uns denken können, haben wir aber nicht. Wat nu? “Haben Sie jemanden, der die Kartusche entgegennehmen kann?”, werden wir gefragt. Haben wir? Papa ist weg, aber wo ist Björn? Jan ruft ihn an, er kommt noch mal zurück zu uns. Das war eine kurze Trennung, aber diesmal ist hoffentlich alles in Ordnung. Nachdem auch Jans Rucksack endlich Richtung Flugzeug davonrattert gehen wir zur anderen Seite des Gebäudes um uns und unser Handgepäck kontrollieren zu lassen. Ich komme anstandslos durch die Kontrollen und muss auf Jan warten. Er scheint echt wie ein Terrorist auszusehen, denn er muss sogar die Schuhe ausziehen. Jan und seine Bundeswehrstiefel, das ist eine Geschichte für sich. Die müssen natürlich perfekt geschnürt sein und das kann manchmal echt dauern. Aber der Mensch gewöhnt sich an vieles. Nachdem wir also sämtliche Kontrollen passiert haben warten wir noch eine Weile, gehen dann an Board und starten mit Norwegian in Richtung Oslo. Da das Wetter über Deutschland heute gut ist, sieht man viel vom Flugzeug aus. Jan sitzt am Fenster und analysiert die Küsten unter uns um herauszufinden, wo wir uns gerade befinden. Mich erinnert der Flug ziemlich an eine Bahnfahrt, also kommen die antrainierten Verhaltensweisen durch: Musik in die Ohren und Augen zu (wir sind ja auch früh aufgestanden). Der Flug verläuft problemlos.
In Oslo angekommen holen wir erstmal unser Gepäck, in der Hoffnung, dass alle außen festgezurrten Gegenstände noch da sind, wo sie hingehören und nicht vielleicht nach Timbuktu fliegen. Oder der gesamte Rucksack macht einen Trip nach Tokio. Man weiß ja nie. Vielleicht schreibt er wenigstens eine Postkarte. Mein Rucksack, die treue Seele, hat gedrängelt und liegt ganz vorne auf dem Band. Schon als drittes kommt er mir entgegengeplumpst. Die Isomatte und die Zeltstangen sind noch dran, die Wasserflasche steckt noch. Alles in Ordnung. Jetzt heißt es wieder warten, Jans Rucksack kommt erst mit der zweiten Ladung. Mit einem Aufkleber der Bundespolizei. Ich sag ja: Terrorist! Bei ihm fehlt die Wasserflasche, die hat aber nur getrödelt und kullert kurze Zeit später alleine aufs Band. Muss sich ganz schön den Kopf gestoßen haben, denn sie hat ordentliche Beulen.
Auf dem Flughafen (Gardermoen, befindet sich ca. 50km nordöstlich von Oslo) suchen wir erst einmal einen Geldautomaten (Minibank) und fragen uns und andere wie wir am günstigsten nach Oslo kommen. Die meisten der befragten Leute geben bereitwillig Auskunft. Sehr nett diese Norweger, aber unser Norwegisch reicht dann meist doch nur um die erste Frage zu stellen, verstehen tun wir danach nicht mal mehr Flughafen sondern nur noch Bahnhof. Aber die Weltsprache Englisch rettet uns.
Die beste Alternative nach Oslo zu gelangen ist wohl der Bus (Flybussen), denn dort bekommen wir 50% Studentenrabatt. Der Busfahrer scheint uns zu glauben, dass wir Studenten sind, denn er will nicht mal unsere Ausweise sehen.
Auf der 40minütigen Fahrt ist mein erster Eindruck von Norwegen: sieht ja aus wie Thüringen (ich mag Thüringen, das ist also nicht böse gemeint!) nur mit roten und weißen Holzhäusern. Viel Landschaft ist auch zu sehen, grün wohin man schaut. Wir kommen am Hauptbahnhof an und gehen dort erstmal in das größte Kaufhaus der Stadt (Oslocity), schließlich brauchen wir eine neue Gaskartusche und Hunger haben wir auch. Essen fällt bei den Preisen erstmal aus und wir erkundigen uns nach Zugfahrten Richtung Bergen. Wir wollen mit der Bergenbahn fahren und in Geilo aus dem Zug hüpfen. Da wir ja erst jetzt unser Ticket kaufen, sind nur noch Plätze in der Komfortklasse frei. Ganz schön teuer der Spaß, aber immerhin geht es ja durch halb Norwegen (Ost-West Ausdehnung). Da wir noch einige Zeit haben bis der Zug fährt teilen wir uns doch eine Pizza und setzen uns dann vor dem Bahnhof auf einen Platz und genießen die Sonne. Dabei lauschen wir andächtig den schiefen Klängen des Playbacks einiger Uramerikaner, die sich damit wohl für ihre Vertreibung rächen wollen. Warum nun grade an den Norwegern bleibt mir schleierhaft. Sollten sich wohl eher bei dem Spaniern beschweren, schließlich wird doch Kolumbus als der offizielle Entdecker, Erkunder und Eroberer des neuen Landes gesehen. Die Wikinger unter Leif Eriksson haben damals jedenfalls nicht an die große Glocke gehängt, was sie da tolles gefunden haben. Vielleicht hatten sie auch einfach keine Glocke, die groß genug war.
Um 16:07 Uhr fährt unser Zug nach Geilo. 3,5 Stunden Fahrt liegen jetzt vor uns, auf der wir weitere Landschaftseindrücke bekommen, eine Runde schlafen, uns mit einem Norweger unterhalten, der wie Terence Hill aussieht (nur jünger), einen stockbesoffenen Norweger sehen und eine Menge Mist erzählen. In Geilo schlurfen wir dann zur Touristinformation, in der uns eine sehr nette junge Frau auf Norwegisch erklärt, wo wir campen können, ohne etwas bezahlen zu müssen. Ich liebe das Jedermannsrecht (Allemannsrett)!

Exkurs: Das Jedermannsrecht erlaubt es jedem überall zu zelten. Dabei gelten natürlich einige Bestimmungen. Man darf nicht länger als 72 Stunden an einem Ort bleiben. Das heißt auf gut norwegisch, man tut das Zelt/den Schlafsack nach 3 Tagen ein paar Meter weiter und kann erneut 3 Tage bleiben. Man darf allerdings (außer auf den Hochebenen) kein offenes Feuer machen. Campingkocher sind erlaubt. Niemand darf es einem verbieten zu zelten, man sollte aber ca. 500m von den nächsten Häusern und 100m vom Weg entfernt sein. Weiterhin darf man für den Eigenbedarf Beeren oder Pilze sammeln. Baden ist auch erlaubt. Alles auf Privatbesitz.

Auf dem Weg zum ersten Schlafplatz und der See an dem wir schlafen werden:







Die nette junge Frau hat übrigens 5 Jahre Deutsch gelernt, meint aber sie sei nicht so gut im Sprechen. Wir wollen ja eh Norwegisch lernen, also ist das für uns nicht so schlimm. Nachdem wir noch einige Karten zusammengesucht haben, machen wir uns auf den Weg zu unserem Schlafplatz.
Dieser Weg führt uns der Faulheit wegen quer über einen Golfplatz. Kurz bevor wir unseren Platz erreichen sehen wir eine Brand-/oder Küstenseeschwalbe. Eine genaue Bestimmung ist uns nicht möglich, da wir sie nur kurz gesehen haben.

Die erste Begegnung mit einem TROLL:

An der beschriebenen Halbinsel angekommen, schlagen wir uns vom Weg ins Unterholz und bauen kurze Zeit später das Zelt für die erste Nacht auf norwegischem Boden auf. Inzwischen dämmert es und die Mücken freuen sich sehr über uns. Wir freuen uns nicht über die Mücken, dafür aber auf ein Bad im See direkt neben uns. Meine Freude vergeht recht schnell, als ich bis zu den Knien im Wasser stehe und merke: ist dann doch ganz schön kalt, zu kalt für mich. Ich bleibe also dabei mich zu waschen, während Jan sich komplett ins Wasser stürzt. Ich wasche auch gleich mein Shirt, denn es sieht aus als würde es über Nacht nicht regnen. Danach kochen wir noch Abendbrot und kriechen in unsere Schlafsäcke.

Zelt und Blick von unserem Schlafplatz auf Geilo:

2 Kommentare:

  1. Eure Rucksäcke sind ja fast perfekt gepackt ;-)

    Liebe Grüße,

    Leo.

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  2. Godt at dere setter pris på almennretten. Den liker vi også!

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